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Benjeshecke

Unsere Benjeshecke wächst – Foto: Katrin Schroeder
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Unsere Benjeshecke wächst – Foto: Katrin Schroeder

Benjes- oder Reisighecken kann man in jedem Garten errichten und stellen eine sinnvolle Verwertungsmethode von anfallenden abgeschnittenen Ästen dar und sind gleichzeitig eine Bereicherung für das Ökosystem.

Die Benjeshecke ist benannt nach Hermann Benjes, einem Landschaftsgärtner, der sie in den 1980er Jahren beschrieb. Erfunden hat er sie nicht. Die Hecke geht auf eine lange Geschichte der Landwirtschaft zurück. Bauern lagerten ihr Schnittgut einfach als Grenzmarkierung zwischen Weide- und Ackerland ab, so diente sie in erster Linie der Schaffung von Strukturen in der ausgeräumten Landschaft. Das aufgeschichtete Gehölz sackte mit der Zeit zusammen und entwickelte sich durch Aussamen und Vögel, die Samen aus heimischen Sträuchern anbrachten, nach und nach zu einer jener Hecken, die bis heute das Bild vieler Landschaften prägen.

Was als Totholz beginnt, wird bald zum Leben erweckt.

Vögel bauen darin ihre Nester, Igel finden Unterschlupf, und auch für etliche andere im Garten meist sehr nützliche Tiere bieten sich darin geschützte Winterquartiere. Außerdem ist es ein wahrer Tummelplatz für  alle Wirbellosen, wie zum Beispiel Regenwürmer, Asseln oder Spinnen und Insekten. Durch diese rege Betriebsamkeit, aber auch durch das Zutun von Wind und Wetter und Vögeln, lagern sich immer mehr Samen aus dem Umland an. Die Hecke beginnt somit als eine Art Blanko-Lebensraum, der nach und nach von Tieren und Pflanzen besiedelt wird.

Totholz ist ein wichtiges Element in einem naturnahen Garten und sollte nicht fehlen!

Benjeshecken, genauso wie verrottende Baumstämme, Laubhaufen und alte Stängel zählen zu den lebendigsten Lebensräumen unserer Natur (mehr Infos).

Eine Art des Aufbaus:

Zwischen zwei Reihen von Pfählen (Pfahlabstand in der Reihe ca. 1 bis 2 m) werden Äste unterschiedlicher Dicke als Hecke aufgeschichtet. Die Reisighecke sollte mindestens eine Breite von 0,50 m bis 1,00 m und eine Höhe von 1,00 m bis 1,50 m aufweisen.

Aufbau einer Benjes- bzw. Totholzhecke – Foto: Vera Hickethier
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Aufbau einer Benjes- bzw. Totholzhecke – Foto: Vera Hickethier

Auf diese Weise entstehen sehr dichte, fast zaunartige Hecken aus Totholz. Baumstümpfe, Laub oder auch Rasenschnitt können mit verwendet werden. Diese Konstruktion erlaubt eine variable Breite.

(Mehr Infos)

Weitere Vorteile, die für die Anlage von Reisighecken in jedem Garten sprechen, sind die Reduzierung von Transportkosten für Grünabfälle, Häckseln wird überflüssig gemacht und das Verbrennen von Reisig, welches schädlich für Singvögel und Igel sein kann, vermieden.

Neben all den Vorteilen, muss jedoch noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass das ursprüngliche Konzept in der Regel nur sehr eingeschränkt funktioniert. In einer ausgeräumten Agrarlandschaft fehlen die Arten, die sich hier ansiedeln sollen zum Teil bereits komplett. Das Schnittgut von Brombeeren und andere dominante Arten wurzelt und schafft dann eine fast reine Monokultur. Auf unseren, meistens sehr nährstoffreichen Böden, entsteht oft keine Hecke sondern artenarme Hochstaudenfluren aus Brennnessel, teilweise sogar aus der berüchtigten kanadischen Goldrute. Häufig wachsen auch Pionierbaumarten wie Birken und Weiden. Nachgeholfen kann werden, indem man selbst unerwünschte Pflanzen beseitigt und dafür heimische Sträucher anpflanzt, damit eine richtige Benjeshecke und kein Totholzzaun entsteht.

 

WERNER DAVID, 2020. Lebensraum Totholz: Gestaltung und Naturschutz im Garten. 4. Auflage. pala verlag gmbh

HERMANN BENJES, 1994. Die Vernetzung von Lebensräumen mit Feldhecken. 4., überarb. u. erw. Auflage. Natur & Umwelt-Praxis - Band 1. Bonn: Natur & Umwelt Verlag.



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